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Reihe NACHTFEUER

Nachtfeuer



Nach einem wirklich harten Tag
fall’ ich ins Bett und schließ’ die Lider.
Wie ich noch die Gedanken frag’,
ergreifen Hände meine Glieder
und ringen meine Schwäche nieder.

Ich bin in einem Augenblick
fixiert an Fuß- und Handgelenken
durch einen schnellen Vierfach-Klick.
Ein Mund – im spürbar nahem Senken –
verbietet mir jetzt jedes Denken.

Er spitzt die Zentren meiner Brust
durch Lippensaugen, Zungenkreisen,
erschleicht sich meine Lust auf Lust
und lässt den Schmerz Verlangen heißen,
als Zähne fest und gierig beißen.

Vergeblich bäume ich mich auf
– zu eng die Gliederfessel sitzen –
und nehme atemlos in Kauf,
wie langsam Fingernägelspitzen
die Dominanz in Muskeln ritzen.

In einem kurzen Flammenlicht
erscheint mir dunkles Augenfeuer –
doch dient das Licht dem Sehen nicht:
die Hand am Feuerzeug lenkt ’s Steuer
zum brennend heißen Abenteuer.

Sie zündet – ohne ein Verbot –
die Dochte zweier schlanken Kerzen
und nähert sie der Haut in Not,
zur Grenze zwischen Freud’ und Schmerzen –
sie trennt Vertrau’n von Angst im Herzen.


Ich lass’ mich führ’n auf schmalem Grat
und unterwerf’ mich dunkler Größe.
Grad tropft im Spiel vom Zart zum Hart
der heiße Wachs auf meine Blöße –
da schrillt der Wecker mit Getöse.


© Faro V.5.1.2012 






Nachtfeuer – 2


Am nächsten Tag erzähl’ ich dir
vom Traum, von Fesseln, heißen Kerzen
und irgendwie erscheint es mir –
obwohl du tust, als würd’st du scherzen –
dass es dich reizt – das Spiel mit Schmerzen.

Als gelt’ das Drehbuch aus der Nacht,
fixierst du abends mich mit Ketten –
hast ’s Kerzenfeuer schon entfacht.
Mir ist, als ob die Wände wetten,
wer von uns beiden noch zu retten.


Du kratzt dir Wege deiner Lust,
verbeißt dich fest in meine Lenden.
Der Herzschlag dröhnt in meiner Brust –
Ich will dich greifen mit den Händen,
doch will die Nacht heut’ anders enden.
 

Fast fremd scheint mir mein eig’ner Schrei,
als Kerzenwachs – in heißen Strömen–
schält Geilheit aus den Schmerzen frei
und lässt des Phallus Schläfen dröhnen –
 
dein Lippenschluss zwingt mich zum Stöhnen.

Mein Neu vom Ausgeliefertsein
vertraut der Hand der nahen Flammen.
Die Grenzen zwischen Lust und Pein
verschiebst du jenseits tiefer Schrammen,
die Schmerz als Lug und Trug verdammen.
Du treibst mich auf dem Weg der Gier
zum männlich explosiven Ende
und zähmst das wilde Tier in mir –
weit ab von deiner Muschel Wände –
durch ’s Rasen deiner beiden Hände.

Mein Schrei ist gerade erst verhallt,
da will die Nacht für dich jetzt taugen.
Doch lässt du mich noch angeschnallt,
hältst deine Scham mir dicht vor Augen,
versagst mir aber dich zu saugen.

Das Feuerspiel hat dich erregt,
in rotem Feucht glänzt deine Möse –
von deiner eig’nen Hand bewegt –
vollführt die Kerze – gleitend – Stöße
in Tiefen augennaher Blöße.

Dein Feucht verwandelt sich ins Nass,
dein Augenblick fixiert den meinen.
Ich starre ohne Unterlass
auf ’s Schauspiel zwischen deinen Beinen
bis Spasmen den Orgasmus weinen...

Am nächsten Tag betrachten wir
uns –  fast verschämt – mit scheuen Blicken.
Dein Lächeln doch will flüstern mir:
Wenn Traumzeituhren nächtens ticken,
bestimmen sie wie wir uns ficken.



© Faro V.
11.1.2012
 
Phantasie ist die freie Freude an dem, was bei Phantasien das Zwanghafte ausmacht.








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oder
Nachtfeuer zweieinhalb


Dein heute ganz besond’rer Blick,
mit dem mich deine Augen streifen,
teilt sich mir mit als jener Kick,
zu dem die Phantasien reifen –
geahnt, doch ohne zu begreifen.

Du führst mich schweigend an der Hand
hinauf in unser Liebeszimmer.
Dort liegt – fixiert mit Seidenband –
ein nacktes Weib im Kerzenschimmer.
Du nickst mir zu – als wär ’s wie immer.

Und ohne ein Bewusst im Hirn,
seh’ ich wie meine Finger eilen,
um von den Füßen bis zur Stirn
längs heißer Linie Haut zu teilen
– im Winden unter festen Seilen.

Ich tauche in die rote Glut,
beiss’ Küsse, die die Lust befeuchten,
und treibe kochendheißes Blut
zum atemlosen Augenleuchten
– mir ist als ob die Wände keuchten.

Ich such’ im Dunkeln deinen Blick ­–
er ruht gebannt auf meinen Händen.
„Ist dir mein Plan ein Mehr an Glück?“
scheint er als Frage mir zu senden
mit Augen, die in meinen enden...

...just meldet selbst sich das Gedicht:
„Schon mancher wollte Liebe teilen,
doch können wir das beide nicht.
Solange wir im Wort verweilen,
bleibt ’s Phantasie, die aus uns spricht.“
© Faro V.
7.2.2012

P.S. ..im diesem Sinne könnte die Phantasie noch eine Hälfte als Ergänzung zu Nachtfeuer 3 schreiben... oder auch nicht :-)





Nachtfeuer – 3






Ich steige hinab in die künstliche Nacht
auf schwitzenden Stufen entlang stummer Mauern.
Kein einziges Licht hat an mich gedacht.
Ein jeder der Schritte scheint Stunden zu dauern –
die Neugierde mischt sich mit Gänsehautschauern.

Der Abstieg eröffnet den wölbenden Raum.
Ein Schatten zieht kreisend auf feuchtem Gemäuer.
Ich ahne ein Licht, doch ich sehe es kaum:
das schwache, im Zentrum sich drehende Feuer.
Der Blick macht vergessen was mir lieb und teuer.

Auf hölzerner Scheibe mit tiefschwarzen Grund
verbiegt sich – gebunden an stählernen Stangen –
der Leib eines Weibes. Der offene Mund
erwartet mit Stöhnen den Meister der Schlangen
und wünscht sich das Stillen von Lust und Verlangen.

Es schlängelt und windet sich züngelnd die Brut
entlang ihrer Glieder in Tiefen, auf Spitzen.
Die Nähe des Feuers entfacht ihren Mut:
Als Giftzähne Spuren der Gier in sie ritzen,
lässt lodernd sie ’s Grün ihrer Augen aufblitzen.

Das Drehen der Scheibe erfüllt sie nun ganz:
Der Kopf einer Natter dringt vorwärts im Gange
und löscht dort des Leibes erröteten Glanz.
– Bevor ich ins Helle des Tages gelange,
entledige ich mich der Haut einer Schlange.



© Faro V.
4.3.2012



Nachtfeuer – Finale


Die Augen verbunden mit dichtschwarzem Tuch –
führst du mich an Händen auf mir fremden Wegen.
Es liegt über ihnen der süße Geruch
von duftenden Fragen, die sich in mir regen –
sie streben der lösenden Antwort entgegen.
 
Die Fußsohlen spüren den moosweichen Pfad,
auf dem du mich zielstrebig weiter geleitest.
Ich ahne, dass manches sich mir offenbart,
als du plötzlich stoppst, mich langsam entkleidest
und doch jedes Wort deiner Stimme vermeidest.

Vernehmend ein Sprudeln – ein Summen schwingt mit,
fühl’ ich mich von magischer Kraft angezogen.
Ich wage nach vorn einen einzigen Schritt
und tauche ins Tief mich verbrennender Wogen –
der Schmerz überspannt jetzt den fragenden Bogen.

Ich reiße hinweg das nachtschwarze Tuch:
das Mondlicht sieht mich durch den Zaubersee gleiten.
Du harrst an dem Rand mit geöffneten Buch
und liest mit der Wahrheit entpflichteter Zeiten
des letzten Kapitels verschwiegene Seiten.


© Faro V.
17.4.2012





 
Nachtfeuer – Nachtrag


Die Verse umschlingen und fesseln den Sinn
in flammenumspielten und blutroten Netzen.
Du gibst dich den Bildern nur zögerlich hin –
doch wortstark reißt du jede Hemmung in Fetzen:
Du nährst dieses Feuer mit brennenden Sätzen.




© Faro V.
10.7.2012

P.S. Der vorliegende Nachtrag darf ruhig als Aufforderung zum Mitschreiben aufgefasst werden :-)




2 Kommentare:

  1. Ein Mensch ohne Phantasie ist wie ein Vogel ohne Flügel ( Wilhelm Raabe)

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